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Bereitgestellt: 19.06.2024
220 Personen feierten in Thayngen
Wie vor über 300 Jahren kamen Waldenser, Reformierte aus Frankreich, Deutsche aus Württemberg und Hessen sowie Schweizer Reformierte aus Romandie und Deutschschweiz zusammen, doch diesmal nicht, um die Unterbringung der Glaubensflüchtlinge zu organisieren, sondern um die Erinnerung und die Freundschaft zu pflegen, die der gemeinsame Hugenotten- und Waldenserweg stiftet.
Doris Brodbeck,
Start zur Wanderung in Thayngen
Über 100 Personen besammelten sich am Sonntagmorgen 24. September 2023 um 9 Uhr bei der Kirche Thayngen zur Wanderung nach Barzheim. Theo Bächtold begrüsste sie als Wanderführer, ehemaliger Pilgerpfarrer am Pilgerzentrum St. Jakob in Zürich und Vorstandsmitglied des Hugenotten- und Waldenserwegs Aargau-Zürich-Schaffhausen.
Mit dabei waren bereits der Thaynger Gemeinderat Rainer Stamm, die Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Pfarrerin Rita Famos, Florian Hitz als Projektkoordinator und Pierre-André Glauser, Präsident der Stiftung Via - Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser.
An der Grenze in Barzheim
Der Thaynger Gemeinderat Rainer Stamm begrüsste die Gäste aus Nah und Fern mit einem "Grüezi" und wies auf die abwechslungsreiche Landschaft zwischen Juraausläufer, Rhein und Hegau-Fulkanbergen hin. Er war beeindruckt von der Menge an Gottvertrauen, das die Flüchtlinge gebraucht hatten, um die Prüfungen dieser Flucht durchzustehen und wünschte sich auch angesichts heutiger Krisen mehr Verständigung unter Ländern, Religionen und Kulturen. Er sei überzeugt, dass durch meine Überzeugung, dass durch die Erinnerung und die Auseinandersetzung mit historischen Ereignissen, wie sie durch den Hugenotten- und Waldenserweg gepflegt werde, die Grundlage für eine friedlichere Welt gelegt wird.
Renate Buchenauer, Projektkoordinatorin des deutschen Hugenotten- und Waldenserpfads, und Pierre-André Glauser von der Schweizer Stiftung Via - Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser, enthüllten beim gemeinsamen Apéro die gemeinsam Erinnerungsstele an der Grenze in Barzheim.
Vor dem Mittagessen im Reckensaal
Die damaligen Flüchtlinge seien eine Bereicherung für den Schweizer Protestantismus gewesen, betonte Pfarrerin Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. Der Schweizer Protestantismus wäre nicht, was er heute ist, ohne die Glaubensflüchtlinge, die man damals - zum Glück - aufgenommen hatte. Es sei ein Zeichen der Verständigung, wenn der gemeinsame Weg nun verschiedene Nationen zusammenführe, und ein Zeichen der Hoffnung angesichts heutiger Konflikte. Sie erinnerte dabei an die verfolgten christlichen Geschwister am Berg Karabach, die sie letzte Woche besucht hatte.
Geschichte und Wegetappen
Angesichts der Fluchtwege und Ansiedlungsorte der rund 200’000 Hugenotten und Waldenser urteilte Prof. Emidio Campi, dass "die Migration der französischen und italienischen Reformierten am Ende des 17. Jahrhunderts ein Prozess mit gesamteuropäischen, ja weltweiten Implikationen und Folgen war." Der «Hugenotten- und Waldenserpfad» sei deshalb 2013 zurecht vom Europarat in die Liste der Kulturwege des Europarates aufgenommen worden. Er erinnerte auch an die Solidarität, indem die Neujahrspredigt von 1688 des Grossmünsterpfarrers und künftigen Zürcher Antistes Anton Klingler zitierte, der seinem Bedauern über die Verfolgung der Waldenser Ausdruck gab: Sie hätten so viele Jahrhunderte den reinen evangelischen Glauben gelehrt und müssten nun den Trauerrock anziehen und "valet" sagen, also sich von ihrer Heimat verabschieden.
Dorothee Römer war aus Bad Karlshafen angereist und erinnerte sich als stellvertretende Präsidentin des deutschen Hugenotten- und Waldenserpfads an die Anfänge, als Renate Buchenauer für Deutschland, Johannes Melsen für Frankreich und Simone Saxer für die Schweiz die Kulturroute ins Leben riefen. Sie war schon 2010 bei der ersten Etappe von Chancy nach Genf dabei und freute sich, dass das Projekt nun durchgängig ausgeschildert ist und Verbindungen schafft im Sinne von "Connecting Footsteps".
Darauf stelle Projektkoordinator Florian Hitz den Schweizer Wanderführer "Der Hugenotten- und Waldenserweg in 28 Tagen von Genf nach Schaffhausen" vor und das neueste, internationale Projekt "Menschen und Pflanzen im Exil", das zeigt, wie die Hugenotten den Gemüseanbau in Europa förderten und das Gemüse auf den Speisezettel brachten.
Präsident Pierre-André Glauser stelle die Etappen der Wegausschilderung vor, als es bereits wieder Zeit war, zum Gottesdienst in die Kirche zu wechseln.
Waldenserchor
Den Nachmittag und den Gottesdienst gestaltete der Waldenserchor des Bergdorfs Rorà (bei Luserna San Giovanni im Pellicetal) mit fröhlichen wie auch traurig klingenden Liedern in Italienisch aber auch in Occitan, dem früheren Südfranzösisch und mit einem irischen Segen in Englisch..
Festgottesdienst mit der Kirchgemeinde Thayngen-Opfertshofen
Zusammen mit den Gästen aus dem Dorf war die Kirche mit 280 Plätzen fast voll besetzt. Pfarrerin Heidrun Werder gestaltete mit Pfarrer Bernard Croissant aus Frankreich und Marcella Bodmer-Tron von der Chiesa valdese in Zürich die Liturgie. In seiner Ansprache erzählte Pfarrer Wolfram Kötter, Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Schaffhausen, wie er die Waldenserkirche in Rom erlebte, als er dort nach seinem Studium eine Beauftragung wahrnahm. Das soziale Engagement dieser Kirche habe ihn beeindruckt und geprägt. Als der nach einem Jahr nach Deutschland zurückkehrte, habe er in der reformierten Kirchgemeinden in Herford viele Hugenottenfamilien angetroffen, die geprägt waren vom Gedanken, dass Gott sie über Generationen begleitet hatte. In der heutigen Gesellschaft gehe dieses Bewusstsein zurück, aber anknüpfend an das Waldensermotto "Lux lucet in tenebris" (Das Licht leuchtet in der Finsternis) ermutigte er, zu den christlichen Werten zu stehen, denn auch eine Kerze genüge, um einen Raum zu erhellen.
Als Gast war eine ukrainische Journalistin eingeladen, Olena Pantsiuk, die seit einem Jahr in Schaffhausen lebt. Sie schilderte, wie ihre Familie bereits wegen der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl fliehen musste und wie sie aus einem Bunker in Kiew erneut die Flucht gesucht hatte. Sie formte ihre Gedanken und Gefühle immer wieder zu Stossgebeten, die sie an Gott richtete und betitelte ihren Bericht als "Gebet eines ukrainischen Flüchtlings".
1'800 km Wegstrecke
Die "Grande Fête" in Thayngen bildete den feierlichen Abschluss der Ausschilderung durch die Schweiz und damit auch die Feier zum Erscheinen der Faltbroschüre des letzten Abschnittes von Baden über Zürich nach Schaffhausen. Die Europäische Kulturroute ist damit auf 1'800 km vom Mittelmeer in Südfrankreich bis Nordhessen dokumentiert. Zwei Frauen waren anwesend, die den Weg bereits gewandert sind.
Fotos zum Download (Fotograf: Markus Plüss):
5 Fotos Barzheim Grenze
85 Fotos Grande Fête Thayngen
Wanderführer in 28 Tagen von Genf nach Schaffhausen
Über 100 Personen besammelten sich am Sonntagmorgen 24. September 2023 um 9 Uhr bei der Kirche Thayngen zur Wanderung nach Barzheim. Theo Bächtold begrüsste sie als Wanderführer, ehemaliger Pilgerpfarrer am Pilgerzentrum St. Jakob in Zürich und Vorstandsmitglied des Hugenotten- und Waldenserwegs Aargau-Zürich-Schaffhausen.
Mit dabei waren bereits der Thaynger Gemeinderat Rainer Stamm, die Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Pfarrerin Rita Famos, Florian Hitz als Projektkoordinator und Pierre-André Glauser, Präsident der Stiftung Via - Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser.
An der Grenze in Barzheim
Der Thaynger Gemeinderat Rainer Stamm begrüsste die Gäste aus Nah und Fern mit einem "Grüezi" und wies auf die abwechslungsreiche Landschaft zwischen Juraausläufer, Rhein und Hegau-Fulkanbergen hin. Er war beeindruckt von der Menge an Gottvertrauen, das die Flüchtlinge gebraucht hatten, um die Prüfungen dieser Flucht durchzustehen und wünschte sich auch angesichts heutiger Krisen mehr Verständigung unter Ländern, Religionen und Kulturen. Er sei überzeugt, dass durch meine Überzeugung, dass durch die Erinnerung und die Auseinandersetzung mit historischen Ereignissen, wie sie durch den Hugenotten- und Waldenserweg gepflegt werde, die Grundlage für eine friedlichere Welt gelegt wird.
Renate Buchenauer, Projektkoordinatorin des deutschen Hugenotten- und Waldenserpfads, und Pierre-André Glauser von der Schweizer Stiftung Via - Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser, enthüllten beim gemeinsamen Apéro die gemeinsam Erinnerungsstele an der Grenze in Barzheim.
Vor dem Mittagessen im Reckensaal
Die damaligen Flüchtlinge seien eine Bereicherung für den Schweizer Protestantismus gewesen, betonte Pfarrerin Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. Der Schweizer Protestantismus wäre nicht, was er heute ist, ohne die Glaubensflüchtlinge, die man damals - zum Glück - aufgenommen hatte. Es sei ein Zeichen der Verständigung, wenn der gemeinsame Weg nun verschiedene Nationen zusammenführe, und ein Zeichen der Hoffnung angesichts heutiger Konflikte. Sie erinnerte dabei an die verfolgten christlichen Geschwister am Berg Karabach, die sie letzte Woche besucht hatte.
Geschichte und Wegetappen
Angesichts der Fluchtwege und Ansiedlungsorte der rund 200’000 Hugenotten und Waldenser urteilte Prof. Emidio Campi, dass "die Migration der französischen und italienischen Reformierten am Ende des 17. Jahrhunderts ein Prozess mit gesamteuropäischen, ja weltweiten Implikationen und Folgen war." Der «Hugenotten- und Waldenserpfad» sei deshalb 2013 zurecht vom Europarat in die Liste der Kulturwege des Europarates aufgenommen worden. Er erinnerte auch an die Solidarität, indem die Neujahrspredigt von 1688 des Grossmünsterpfarrers und künftigen Zürcher Antistes Anton Klingler zitierte, der seinem Bedauern über die Verfolgung der Waldenser Ausdruck gab: Sie hätten so viele Jahrhunderte den reinen evangelischen Glauben gelehrt und müssten nun den Trauerrock anziehen und "valet" sagen, also sich von ihrer Heimat verabschieden.
Dorothee Römer war aus Bad Karlshafen angereist und erinnerte sich als stellvertretende Präsidentin des deutschen Hugenotten- und Waldenserpfads an die Anfänge, als Renate Buchenauer für Deutschland, Johannes Melsen für Frankreich und Simone Saxer für die Schweiz die Kulturroute ins Leben riefen. Sie war schon 2010 bei der ersten Etappe von Chancy nach Genf dabei und freute sich, dass das Projekt nun durchgängig ausgeschildert ist und Verbindungen schafft im Sinne von "Connecting Footsteps".
Darauf stelle Projektkoordinator Florian Hitz den Schweizer Wanderführer "Der Hugenotten- und Waldenserweg in 28 Tagen von Genf nach Schaffhausen" vor und das neueste, internationale Projekt "Menschen und Pflanzen im Exil", das zeigt, wie die Hugenotten den Gemüseanbau in Europa förderten und das Gemüse auf den Speisezettel brachten.
Präsident Pierre-André Glauser stelle die Etappen der Wegausschilderung vor, als es bereits wieder Zeit war, zum Gottesdienst in die Kirche zu wechseln.
Waldenserchor
Den Nachmittag und den Gottesdienst gestaltete der Waldenserchor des Bergdorfs Rorà (bei Luserna San Giovanni im Pellicetal) mit fröhlichen wie auch traurig klingenden Liedern in Italienisch aber auch in Occitan, dem früheren Südfranzösisch und mit einem irischen Segen in Englisch..
Festgottesdienst mit der Kirchgemeinde Thayngen-Opfertshofen
Zusammen mit den Gästen aus dem Dorf war die Kirche mit 280 Plätzen fast voll besetzt. Pfarrerin Heidrun Werder gestaltete mit Pfarrer Bernard Croissant aus Frankreich und Marcella Bodmer-Tron von der Chiesa valdese in Zürich die Liturgie. In seiner Ansprache erzählte Pfarrer Wolfram Kötter, Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Schaffhausen, wie er die Waldenserkirche in Rom erlebte, als er dort nach seinem Studium eine Beauftragung wahrnahm. Das soziale Engagement dieser Kirche habe ihn beeindruckt und geprägt. Als der nach einem Jahr nach Deutschland zurückkehrte, habe er in der reformierten Kirchgemeinden in Herford viele Hugenottenfamilien angetroffen, die geprägt waren vom Gedanken, dass Gott sie über Generationen begleitet hatte. In der heutigen Gesellschaft gehe dieses Bewusstsein zurück, aber anknüpfend an das Waldensermotto "Lux lucet in tenebris" (Das Licht leuchtet in der Finsternis) ermutigte er, zu den christlichen Werten zu stehen, denn auch eine Kerze genüge, um einen Raum zu erhellen.
Als Gast war eine ukrainische Journalistin eingeladen, Olena Pantsiuk, die seit einem Jahr in Schaffhausen lebt. Sie schilderte, wie ihre Familie bereits wegen der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl fliehen musste und wie sie aus einem Bunker in Kiew erneut die Flucht gesucht hatte. Sie formte ihre Gedanken und Gefühle immer wieder zu Stossgebeten, die sie an Gott richtete und betitelte ihren Bericht als "Gebet eines ukrainischen Flüchtlings".
1'800 km Wegstrecke
Die "Grande Fête" in Thayngen bildete den feierlichen Abschluss der Ausschilderung durch die Schweiz und damit auch die Feier zum Erscheinen der Faltbroschüre des letzten Abschnittes von Baden über Zürich nach Schaffhausen. Die Europäische Kulturroute ist damit auf 1'800 km vom Mittelmeer in Südfrankreich bis Nordhessen dokumentiert. Zwei Frauen waren anwesend, die den Weg bereits gewandert sind.
Fotos zum Download (Fotograf: Markus Plüss):
5 Fotos Barzheim Grenze
85 Fotos Grande Fête Thayngen
Wanderführer in 28 Tagen von Genf nach Schaffhausen